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Letzte Woche war es endlich so weit:
Ich durfte meinen Gewinn aus der Versteigerung für den guten Zweck beim Treffen in Bad Füssing "abholen".

Eine Runde mit Walter Röhrl auf der Rennstrecke in Most.

Was gibt es dazu eigentlich zu (be-)schreiben?
So eine Fahrt, so einen Chauffeur, so ein Taxi und vor allem diese Kombination kann man nicht in Worte fassen, oder auf Fotos drucken, oder auf Video aufnehmen.
Man muss sie selbst erleben oder besser erfahren.

Bevor alle denken, der schreibt ja ganz wirr, nun der Reihe nach.

Beim Treffen der Freunde von Porsche-Fahrzeugen am 06. Juli in Bad Füssing hatte sich Walter Röhrl entschuldigen müssen. Als "Ersatz" hat er dem Veranstalter aber einen Gutschein für eine Taxifahrt auf der Rennstrecke in Most überlassen. Am Ende des erfolgreichen Tages wurde eben dieser Gutschein dann für einen guten Zweck zur Versteigerung aufgerufen. Meine bessere Hälfte, die vermutlich noch stärker vom Porsche Virus befallen ist als ich, hat dann einfach nur gemeint "da kannst du ruhig mal mitsteigern". Solche Ansagen muss man bekanntlich befolgen. Und so ging der Zuschlag am Ende an einen Röhrl-Fan, der bereits vor fast 30 Jahren sein erstes Röhrl-Autogramm bekam und seit ein paar Jahren einen Autogramm-verzierten Heckflügel durch die Gegend fährt. An mich.

Bei bestem Rennstreckenwetter kamen wir im Autodrom Most an. Das PZ Regensburg und Rolf (den Nachnamen schreib ich mal nicht) hatten etwa 25-30 Porsche und ein paar markenfremde Fahrzeuge für einen Trackday zusammengetrommelt.
Zwischen all den GT3, 997, 996, Cayman, Boxster, einem Cayenne GTS und und und... entdeckten wir auch schnell eine 911 GT2 RS.
Doch was kam da noch über die Zielgerade geflogen: ein 991 GT3
Einen Tag zuvor hatten wir so einen GT3 das erste Mal live auf der IAA bestaunt.
Jetzt fuhr er an uns vorbei. silbergrau, BB-Kennzeichen, also einer aus Weissach
Ich glaub, spätestens bei dem Anblick wurde mein Grinsen etwas breiter.

Als der GT2 RS an die Box kam, war der Fahrer sofort "umlagert". Es gibt ja auch kaum einen der ihn nicht kennt. - Walter Röhrl.
Nach ein paar Minuten hatte er aber was "besseres" vor. Er wechselte das Fahrzeug und fuhr mit dem 991 GT3 auf die Strecke.
Etwas unspektakulär ging das schon. Leise und langsam, wie es sich für zwei Profis eben gehört.
Fahrer und Fahrzeug ließen es erst auf der Strecke krachen. Das konnte man sehen und hören.
Nach ein paar Runden kamen die beiden wieder rein. Rolf wechselte ein paar Worte mit Walter und winkte mir dann nur kurz zu.

"schluck" Es war so weit. Ich hatte gar keine Zeit mehr um nervös und aufgeregt zu werden.
Einsteigen, setzen, anschnallen. "Hallo". "Ich bin der Walter". "Christian" So (oder so ähnlich) wurde ich begrüßt. Tür zu.
Ich hatte gar keine Zeit, den neuen GT3 zu bewundern. Wir rollten schon aus der Boxengasse richtig Strecke.
Nach einer kurzen Beschleunigungsphase kommt die erste Rechts-Links-Schikane.
Keine Ahnung wie schnell wir da schon waren, nach höchstens 200 m. Aber der rechte Fuß stemmt sich schon gegen´s Bodenblech.
Es folgt eine lange Links bevor es auf eine Links-Rechts-Links-Kombination zugeht.
Du siehst die Curbs und hast keine Zeit zu überlegen, wo hier die Ideallinie sein könnte.
Du spürst sie, während der GT3 die Curbs überfährt.
Vor der 90°-Rechts nickt nicht der GT3, sondern der Oberkörper des Beifahrers nach vorn. Sicher nicht, weil ich eingeschlafen bin.
Auf der Geraden spürt man nur, dass der 991 beschleunigt. Zum Sehen bleibt keine Zeit.
Die Rechts-Links-Rechts-Links-Wechsel auf der Gegengeraden hört und spürt man deutlich. Die Kurveninnenseiten haben bekanntlich Curbs.
Mit einer Seelenruhe bewegt Walter das Lenkrad und zieht oder drückt die Schaltpaddel. Und unterhält sich dabei noch mit dem Beifahrer.
Am Ende der langen Rechts vor der Start-Ziel-Geraden erkenne ich meine bessere Hälfte an der Boxenmauer.
Sekunden später sehe ich sie schon nicht mehr. Ich hatte weder Zeit noch einen Gedanken, ihr zuzuwinken.
Von der Boxengasse aus, sieht man eine kleine Senke auf der Start-Ziel-Geraden, vor der viele das Gaspedal etwas lupften. Als Beifahrer habe ich sie weder gespürt noch gesehen.
240 sollen hier wohl gehen. So hatten sie in der Box erzählt. Auch egal. Wer schaut schon auf den Tacho. Ich hatte gar keine Zeit dazu.
Am Ende kam doch wieder die 90°-Rechts und sofort die 90°-Links. Herzlichen Glückwunsch.
Zur Sicherheit habe ich einfach mal mitgebremst. Man kann ja nie wissen?! Ist ja schließlich noch kein Serien-GT3.
In der Abkühlrunde hörte ich dann auch noch, dass der neue GT3 durch den langen Radstand und die breitere Spur viel besser und ruhiger liegen würde.
Stimmt würde ich sagen. Ich bewege meinen nicht so schnell durch die Kurven. Aber ob das nur am Modell liegt??!!
Den GT3 könnte man auch im Automatik-Modus ganz gut bewegen, aber das würde dann nach einer halben Stunde etwas langweilig werden.
Das war die Antwort, auf meine Frage, wieso Walter trotz PDK ständig am manuellen Schalten war. Also doch ein Handschalter, nur eben direkter und auf noch kürzerem Weg.
Da war sie dann auch. Die Einfahrt zur Boxengasse.

Mehr als ein "Danke. Ich komme wieder" und ein breites Lachen hatte ich (leider) nicht für den Fahrer.
Mehr wird er wohl auch selten bekommen.
Aber wie soll man sich denn nach höchstens vier Minuten voller Emotionen, voller neuer Eindrücke, voller neuer Erfahrungen einen klaren Kopf behalten.
Meine Oma hat mir beigebracht "Grüß Gott" und "Auf Wiedersehen" zu sagen. Vier Minuten haben gereicht, um meine gute Erziehung zu vergessen.
Nein nicht ganz. Überhaupt nicht. Ich war nur etwas emotionsgeladen und nervös.

Deshalb hier:
Danke Walter Röhrl.
Danke an meine bessere Hälfte.
Danke Rolf.
Danke Bane.
Es war ein s..g....r Nachmittag.

Und euch allen kann ich nur sagen und raten:
Solltet ihr je die Chance haben, Beifahrer bei Walter Röhrl zu sein. Überlegt nicht lange. Nutz sie.
Egal wie viel Euros ihr dafür für einen guten Zweck spenden müsst. Egal was ihr dafür machen müsst.
Dieses Erlebnis ist jeden Cent, jede Mühe und vor allem jeden Herzschlag wert.
Man kann es nicht beschreiben. Man kann es nur selbst erleben oder erfahren.

Emotionen soll man nicht durch zwanzig Korrekturen verfälschen.
Deshalb gibt es sicher ein paar kleinere Fehler im Text.

Christian